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Kochen für eine Person: Genuss ohne Reste

Ich hatte einen Mitbewohner. Er hieß Lieferando. War immer verfügbar, nie um eine Auswahl verlegen und hielt sich dezent im Hintergrund. Manchmal lud er mich mit Gutscheinen zum Essen ein. Ein ziemlich schlechter Umgang mit einer fiesen Wirkung auf mein Gewicht.

Inzwischen steht niemand mehr vor der Tür mit Plastikbesteck und Sojasoße. Jetzt wird selbst gekocht – für genau eine Person. Das klingt erstmal einfach. Ist es aber nicht. Denn Kochen für eine Person ist wie Topfschlagen mit verbundenen Augen. Du triffst selten genau die Menge, die du brauchst. Und wenn du nicht aufpasst, isst du drei Tage lang Linsensuppe.

Der Kühlschrank als Mahnmal

Es gibt da diesen typischen Moment: Du machst den Kühlschrank auf und siehst vier angebrochene Packungen Frischkäse, ein halbes Bund Koriander und eine vergessene Paprika, die aussieht wie ein Kunstprojekt. Alles gekauft mit der festen Absicht, heute wirklich mal zu kochen. Aber dann kam irgendwas dazwischen: Leben, Alltag, Bequemlichkeit.

Ich habe gelernt, mich zu beschränken. Drei Hauptzutaten pro Einkauf. Zum Beispiel: Gemüse, Feta, Röstis. Daraus wird was – und nichts bleibt übrig. Was nicht in drei Tagen gegessen werden kann, bleibt im Regal. Ich nenne das: Einkaufsverzichtsstrategie. Oder auch: Die Kunst, nicht mehr wegzuschmeißen als man isst.

Einfach, aber mit Würde

Meine Gerichte sind keine Haute Cuisine. Sie haben Namen wie „Reis mit irgendwas“, „Gemüsepfanne mit etwas dazu“ oder „Bunter Schmortopf mit Resten“. Aber sie sind warm, machen satt und schmecken meistens besser, als sie heißen.

Ich koche gerne abends. Nicht aus romantischen Gründen, sondern weil ich dann am wenigsten zu verlieren habe. Wenn es gelingt: super. Wenn nicht: ein Natur-Skyr und irgendwas fruchtiges retten den Abend. Und nein, der Joghurt-Verwandte ist nicht aus Mitleid im Haus. Er ist der stille Held der Ein-Personen-Küche.

Esstisch für einen

Ich esse allein. Nicht einsam. Das ist ein Unterschied. Allein essen heißt: keiner mopst dir die besten Stücke. Keiner kommentiert deinen Nachschlag. Und keiner fragt, ob man das wirklich kombinieren kann.

Manchmal zünde ich mir eine Kerze an. Nicht weil ich es muss, sondern weil ich es kann. Kochen für eine Person ist nicht die traurige Sparversion des richtigen Lebens. Es ist die Übung, sich selbst ernst zu nehmen. Man darf das gerne auf eigensinnige Weise zelebrieren. Auch mit wenig Zutaten. Auch mit angebratenem Gemüse oder einem übel missratenen Airfryer-Joghurt-Käsekuchen oder dem dritten Mal Ofenkartoffel in dieser Woche.



Bild von G.C. auf Pixabay


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