Ich stehe im Supermarkt, starre auf das Gemüse und frage mich, ob Brokkoli eigentlich weiß, wie unbeliebt er ist. Also so wirklich weiß. Ob er sich im Regal denkt: „Na toll, schon wieder nur Möhren verkauft.“ Oder ob er das gar nicht merkt, weil er eh nicht zuhört. Wie viele Gespräche mit Brokkoli ich schon geführt habe? Zu viele.
Aber was, wenn Brokkoli antworten könnte?
„Du tust so, als wäre ich dein Feind“
Vielleicht würde Brokkoli nicht sofort losschimpfen. Vielleicht würde er tief durchatmen – Brokkoli scheint mir jemand zu sein, der meditiert – und sagen: „Ich weiß, dass ich nicht der Einfachste bin. Aber warum tust du so, als würde ich dich persönlich angreifen?“
Und ich müsste zugeben: Der Mann hat recht. Ich habe ihm nie wirklich eine Chance gegeben. Schon in der Schulzeit war Brokkoli immer das Gemüse, das übrig blieb. In der Mensa. Auf Familienfeiern. Bei Freunden, wenn es „gesund“ sein sollte.
Dabei hat Brokkoli nichts falsch gemacht. Er war einfach… da. Grün. Knubbelig. Und ein bisschen wie ein Baum in Miniaturformat. Vielleicht war ich einfach überfordert.
„Ich hab dir nie geschadet – im Gegenteil!“
Wenn Brokkoli sprechen könnte, würde er wahrscheinlich irgendwann die Nerven verlieren und sagen: „Ich bin das Gemüse, das dir hilft, gesund zu bleiben. Ich bin voller Zeug, das du nicht aussprechen kannst, aber das dir guttut! Und wie dankst du mir das? Mit Butter! Oder gar nicht.“
Er hat auch da nicht unrecht. Wir Menschen haben die merkwürdige Angewohnheit, Dinge zu dämonisieren, die uns helfen wollen. Brokkoli ist wie dieser eine Kollege, der immer zu früh kommt, alles richtig macht – und den trotzdem keiner zur Weihnachtsfeier einlädt.
„Lass uns neu anfangen“
Am Ende des Gesprächs würde Brokkoli vielleicht sagen: „Lass uns neu anfangen. Ich bring das Vitamin C mit, du die Offenheit.“
Und ich würde nicken. Vielleicht sogar ein Rezept googeln. Oder ihn einfach mal dämpfen, statt totzukochen.
Denn wenn Brokkoli sprechen könnte, würde er wahrscheinlich keinen Streit wollen. Nur ein bisschen Anerkennung. Und weniger Butter.
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