Es ist ein milliardenschweres Business, das auf Hoffnung baut – oder, ehrlicher gesagt, auf Verzweiflung. Die Rede ist von der Abnehmindustrie, einem Markt, der von dubiosen Pulvern über fragwürdige Pillen bis hin zu gruseligen Gerätschaften reicht, die angeblich die Pfunde nur so purzeln lassen. In 2024 haben wir mit den GLP-1-Medikamenten, die das Hungergefühl unterdrücken, eine neue Spitze dieses Eisbergs erreicht. Und diese Spitze ist nicht aus leckerem Eis, sondern eher aus kalten, harten Euros geformt.
Doch bevor wir uns in die Feinheiten stürzen, eine kleine Reise in die Welt der Versprechen: Wer hat nicht schon von Wundermitteln gehört, die einem in drei Wochen zur Wunschfigur verhelfen sollen? Die Wahrheit ist – und das wissen eigentlich alle: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch.
Placebos, Pulver und Profit
Im besten Fall sind viele dieser Produkte harmlos – wenn auch teuer. Doch oft genug reicht es nicht dabei zu bleiben: Manche sind nicht nur wirkungslos, sondern auch potenziell gesundheitsschädlich. Und hier beginnt die Grauzone: Ein Placebo-Effekt kann tatsächlich hilfreich sein – er beruht auf der Erwartungshaltung, die eine positive Reaktion im Körper auslöst. Doch wie viel darf dieser Placebo-Effekt kosten? Ist es gerechtfertigt, verzweifelten Menschen Produkte anzubieten, die in Wahrheit kaum mehr bewirken als ein Glas Wasser und ein wenig Hoffnung?
Das Problem liegt nicht im Placebo-Effekt an sich, sondern in der Vermarktung. Wenn überteuerte Produkte mit überzogenen Versprechen verkauft werden, wird die Notlage der Kund:innen schamlos ausgenutzt. Hier wird nicht nur der Geldbeutel leichter gemacht, sondern auch das Vertrauen in echte, sinnvolle Hilfsangebote untergraben. Und irgendwann bleibt einem nur noch, darüber den Kopf zu schütteln – immerhin eine Kalorie verbrannt.
Verzweiflung als Geschäftsmodell
Menschen, die abnehmen möchten – sei es aus gesundheitlicher Notwendigkeit oder persönlichem Wunsch – befinden sich oft in einer schwierigen Lage. Körperlich, mental, emotional. Und genau hier setzt die Industrie an: Statt echte Unterstützung zu bieten, wird die Unsicherheit der Menschen gnadenlos ausgenutzt. „Du bist nicht genug. Aber mit unserem Produkt könntest du es sein!“ Das ist die stille Botschaft, die diese Werbung transportiert.
Ich erinnere mich gut an den Anfang meiner Reise: Stundenlang habe ich im Internet recherchiert, habe Seiten durchforstet und Produktbeschreibungen gelesen. Dabei wurde ich mit dieser enormen Industrie konfrontiert, die sich mit gnadenloser Zielgenauigkeit vor allem auf Frauen fokussiert. Es hat mich ehrlich schockiert, wie aggressiv geworben wurde – und mit welchen Mitteln. Versprechen, die jenseits aller Realität lagen, zu Preisen, die jedes Budget sprengen könnten. Statt echter Hilfe sah ich einen Marktplatz, der nicht das Wohl der Menschen im Blick hatte, sondern deren Geldbörsen.
Die neuen GLP-1-Spritzen sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Dynamik ändert. Hier handelt es sich nicht mehr um wirkungslose Produkte. Nein, diese Medikamente können tatsächlich das Hungergefühl reduzieren und damit zu einer Gewichtsabnahme führen. Aber zu welchem Preis? Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verdauungsprobleme und Schlimmeres sind keine Seltenheit. Und das alles für eine Lösung, die langfristig nicht die Ursache des Problems angeht. Und dann, wenn man diese Produkte absetzt, mit einer bösen Überraschung kontern.
Die Frage nach Sinn und Unsinn
Und was ist mit den „Abnehmshakes“, die uns im Supermarkt anlächeln? Oder den Fitnesscoaches, die PDFs mit „geheimen Tipps“ für 199 Euro verkaufen? Vieles davon mag seinen Platz haben, aber oft drängt sich der Verdacht auf, dass hier mehr Profit als echtes Interesse an der Gesundheit der Menschen im Vordergrund steht. Abnehmen ist kein Hexenwerk, aber es ist auch keine „One-Size-Fits-All“-Lösung.
Ein Weg ohne viel „Zeug“
Einer der Gründe, warum ich diesen Blog schreibe, ist genau das: Ich möchte zeigen, dass es auch anders geht. Mein Weg ist weder ein knallharter Verzichtsmarathon noch ein wahnwitziges Fitnessprogramm, das einen in den Wahnsinn treibt. Stattdessen geht es darum, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Klarheit über das eigene Ich zu erlangen.
Ich bin nicht perfekt, und mein Weg ist es auch nicht. Aber er funktioniert für mich. Ohne Wundermittel, ohne Übertreibungen, ohne Illusionen. Und vielleicht ist das die eigentliche Botschaft: Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, es ehrlich zu versuchen – mit all seinen Höhen und Tiefen.
Wenn du also das nächste Mal eine Anzeige siehst, die dir die Welt in Pulverform verspricht, denk daran: Die beste Investition in deine Gesundheit bist du selbst. Und das kostet nichts – außer ein bisschen Mut und ein paar kleine Schritte in die richtige Richtung. Und wie beim Laufen selbst: Es ist nur der nächste Schritt, nicht immer das gesamte Problem, nicht sofort die perfekte Lösung, einfach nur der nächste Schritt.
Bild von Ольга Фоломеева auf Pixabay
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