Wer sich auf den Weg macht, Gewicht zu verlieren, muss früher oder später feststellen: Der Prozess verläuft selten gradlinig. Das Gewicht oszilliert, springt mal nach oben und dann wieder nach unten, selbst wenn man sich konsequent an seine Pläne hält. Diese Schwankungen können frustrierend sein, sind aber ein normaler Bestandteil des Abnehmprozesses.
Gewichtsschwankungen: Die Unsichtbaren Faktoren
Gewichtsschwankungen von 2-3 Kilogramm innerhalb weniger Tage sind keine Seltenheit – zumindest nicht in meiner Erfahrung. Besonders nach Feiern oder üppigen Mahlzeiten bemerkte ich solche Sprünge. Hauptursachen dafür sind Wassereinlagerungen, die durch Natrium oder Kohlenhydrate ausgelöst werden, sowie die Auswirkungen intensiver sportlicher Aktivitäten. Diese können die Muskeln kurzfristig belasten, was ebenfalls zu erhöhten Wasseransammlungen führen kann.
Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird, sind hormonelle Schwankungen. Bei Männern treten diese zwar nicht in der Regelmäßigkeit wie bei Frauen auf, jedoch gibt es durchaus Effekte, die mit Hormonschwankungen zusammenhängen. Zum Beispiel kann der Testosteronspiegel durch Stress, Schlafmangel oder eine änderung der Ernährung beeinflusst werden, was sich wiederum indirekt auf das Gewicht auswirkt. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Hormonschwankungen bei Männern weniger drastisch ausfallen als bei Frauen, aber dennoch eine Rolle spielen können. Mehr Forschung zu diesem Thema ist jedoch notwendig.
Sichtbare Veränderungen: Warum man sich selbst anders wahrnimmt
Eine der größten Überraschungen beim Abnehmen ist, wie wenig man die Veränderungen an sich selbst wahrnimmt. Obwohl sich Hosengrößen ändern und der Blick aufs Maßband eine klare Sprache spricht, dauert es oft lange, bis man sich selbst als „schlanker“ wahrnimmt. Andere Menschen scheinen diese Veränderungen oft viel schneller zu bemerken.
Dieses Phänomen hat mit der Wahrnehmungspsychologie zu tun. Man gewöhnt sich an sein Spiegelbild und nimmt graduelle Veränderungen weniger stark wahr. Studien bestätigen, dass sich das eigene Körperbild nur langsam anpasst. Kommentaren anderer oder äußeren Messungen wie Kleidung und Maßband zu vertrauen, ist hier ein guter Weg, um die Fortschritte objektiver zu sehen.
Plateaus: Wenn das Gewicht stagniert
Plateaus sind eine weitere Hürde, die fast jeder beim Abnehmen erlebt. Ich selbst habe zwei deutliche Plateaus durchlebt. Das erste trat nach etwa 25 Kilogramm Gewichtsverlust auf, als ich mich wochenlang im Bereich von 130 Kilogramm bewegte. Das zweite Plateau erlebte ich bei 115 Kilogramm. Während dieser Phasen scheint der Körper das Gewicht halten zu wollen, fast so, als würde er es verteidigen.
Interessant ist, dass nach jedem Plateau ein plötzlicher „Gewichts-Drop“ folgte – das Gewicht fiel innerhalb weniger Tage um mehrere Kilogramm. Dieses Phänomen hat mich immer wieder fasziniert. Wissenschaftlich gibt es Hinweise darauf, dass der Körper eine Art Setpoint verteidigt, also ein Gewicht, das er als „normal“ empfindet. Durch Veränderungen im Stoffwechsel oder hormonelle Anpassungen kann dieser Setpoint jedoch verschoben werden.
Geduld ist der Schlüssel
Die Reise des Gewichtsverlusts erfordert Geduld und das Vertrauen in den eigenen Prozess. Gewichtsschwankungen, fehlende Selbstwahrnehmung und Plateaus sind normale Phänomene, die Teil dieses Weges sind. Wer diese Hürden versteht, kann sie leichter überwinden und seinen Fokus auf das langfristige Ziel richten. Denn trotz aller Oszillationen zeigt die Trendlinie nach unten – und das ist es, was wirklich zählt.

Titel Bild von Reyk auf Pixabay
Links: https://link.springer.com/article/10.1007/s00278-015-0065-0 / https://science-fitness.de/abnehmen/plateaus-beim-abnehmen
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