Es ist ein klirrend kalter Wintermorgen. Der Wind peitscht um die Ecken, und das Thermometer zeigt Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Die kalte Luft sticht in die Lunge, und das Gesicht fühlt sich an, als ob es von eisigen Nadeln getroffen wird. Und genau in diesem Moment sollte ich meine Laufschuhe schnüren? Noch vor einem Jahr wäre das für mich undenkbar gewesen. Doch heute kann ich sagen: Es geht. Und ja, es macht sogar Spaß – meistens zumindest. Aber wie schafft man es, den inneren Schweinehund zu überlisten und in der kalten Jahreszeit regelmäßig zu laufen? Hier sind meine Tipps und Erfahrungen.
Die richtige Ausrüstung macht den Unterschied
Früher dachte ich, man bräuchte keine spezielle Kleidung zum Laufen. Doch im Winter habe ich festgestellt, dass mehrschichtige Bekleidung aus verschiedenen Stoffen und Gewebearten entscheidend ist. Für gewöhnlich trage ich bei tiefen Temperaturen ein Baumwoll-Shirt, darüber ein Langarm-Polyester und zusätzlich ein kurzes und leichtes Laufshirt. Wenn die Temperaturen um die Null Grad sind, kommt noch eine Sportjacke hinzu. Bei Regen nutze ich gerne eine sehr dünne, wasserabweisende Laufjacke mit Kapuze. Diese Kombination hält mich warm, ohne dass ich übermäßig schwitze, und schützt mich vor den Elementen.
Besonders wichtig sind auch Handschuhe und eine leichte Mütze oder ein Stirnband, um die Ohren zu schützen. Ich bevorzuge dünne, aber isolierende Handschuhe, die gleichzeitig atmungsaktiv sind, damit die Hände nicht schwitzen. Für den Kopf nutze ich ein Laufcap aus leichtem, atmungsaktivem Material. Ich habe zwar noch eine dünne Laufmütze, aber die war bisher für mich nicht notwendig. Was viele unterschätzen: Durch den Kopf verliert man besonders viel Wärme. Mit der richtigen Kleidung ist die Kälte schon viel weniger abschreckend.
Kleine Schritte statt großer Erwartungen
Der erste Schritt nach draußen ist immer der schwerste. In den ersten ein bis zwei Kilometern, wenn der Körper noch nicht selbst für Wärme sorgt, kreisen die Gedanken oft um den Abbruch und die Frage: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“. An besonders kalten Tagen hilft es mir, mir keinen großen Druck zu machen. Ich laufe generell eher nach festen Strecken und nicht nach Zeit. Ich nehme mir vor, mindestens 5 Kilometer zu laufen – und wenn es gut läuft, versuche ich, mich der 7,5-Kilometer-Marke zu nähern. An kalten Tagen denke ich mir manchmal: Vielleicht reichen heute auch zwei oder drei Kilometer. Doch am Ende werden es dann fast immer die gut trainierte 5-Kilometer-Strecke, meistens sogar die 6 Kilometer.
Motivation durch Routine
Einer der größten Helfer für mich ist die Routine. Ich habe feste Lauftage in der Woche. Das hilft, gar nicht erst lange darüber nachzudenken, ob ich laufen soll oder nicht. Es wird einfach gemacht, weil es eben Mittwoch ist oder Sonntag – Punkt.
Sicherheit geht vor
Im Winter sind die Tage kürzer, und ich laufe grundsätzlich nicht im Dunkeln. Als schwererer Läufer ist mir das Risiko, mich zu vertreten und dadurch ernsthafte Verletzungen zu riskieren, einfach zu hoch – auch mit Lampe. Mein frühester Zeitpunkt für einen Lauf im Winter ist meist der Sonnenaufgang gegen 8 Uhr morgens, noch lieber aber eine halbe Stunde später. Sollte es morgens nicht klappen, versuche ich, den Lauf in einer ausgedehnten Mittagspause zu absolvieren.
Warum Kälte für mich eine besondere Herausforderung ist
Ich muss ehrlich zugeben: Ich bin jemand, der mit Kälte wirklich zu kämpfen hat. Während ich mit Hitze problemlos umgehen kann, ist Kälte für mich jedes Mal eine echte Überwindung. Ich halte sie nur schwer aus und empfinde sie oft als unangenehm, fast schmerzhaft. Gerade deshalb war es für mich anfangs fast unvorstellbar, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt freiwillig draußen zu laufen. Doch genau diese Herausforderung hat mich letztlich motiviert: Wenn ich das schaffe, schaffe ich alles.
Warum sich das Ganze lohnt
Das Beste am Winterlaufen? Dieses unglaubliche Gefühl danach. Wenn ich nach einer kalten Runde wieder ins Warme komme, eine heiße Dusche nehme und einen leckeren Kaffee trinke, fühle ich mich wie der kälteresistenteste Mensch der Welt. Es gibt kaum etwas Befriedigenderes.
Außerdem merke ich, dass ich durch das Laufen an der frischen, kalten Luft widerstandsfähiger werde. Ich erinnere mich an einen Tag, als ich nach einer besonders eisigen Runde zurückkam und feststellte, dass mich die Kälte weniger mitnahm als erwartet. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie schnell sich der Körper an die Bedingungen anpassen kann. Erkältungen erwischen mich seltener, und meine Laune bleibt stabil, auch wenn die Tage grau und dunkel sind.
Laufen im Winter ist eine echte Herausforderung – doch jede überwundene Kältewelle bringt ein Gefühl von Stärke und Stolz mit sich. Mit der richtigen Ausrüstung, einer Prise Routine und ein paar kleinen Tricks wird selbst der innerste Schweinehund irgendwann zahm. Und wenn er es einmal geschafft hat, dich ins Freie zu lassen, wirst du merken: Es ist gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, es macht Spaß – manchmal sogar mehr als im Sommer.
Bild von Joe auf Pixabay
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