Ich laufe, also esse ich. So einfach ist das – oder etwa nicht? Wenn ich nach einem Lauf mit hochrotem Kopf und verschwitztem T-Shirt an der Küche vorbei schluffe, meldet sich sofort mein Magen. Und mein Kopf. Der eine meint Hunger zu haben, der andere glaubt er hätte es sich verdient.
In den ersten Monaten meiner sportlichen Aktivitäten, war das ein echtes Dilemma: Ich hatte Kalorien zusätzlich verbrannt, klar. Aber wie viele eigentlich? Und wie viele davon darf ich jetzt wieder reinholen, ohne die ganze Mühe zu neutralisieren?
Der Lauf als Lizenz zum Schlemmen?
Ich erinnere mich gut an meinen ersten Fünf-Kilometer-Lauf. Damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass mir danach ein doppelter Cheeseburger, Pommes und ein Milchshake nicht nur zustehen – sondern sportmedizinisch geboten sind. Ich meine: Ich hab doch Kalorien verbrannt! Bestimmt 1.000! (Spoiler: waren 650.)
Aber so läuft das nicht. Ich lernte mit der Zeit: Der Körper muss sich erholen. Eiweiß hilft, Kohlenhydrate auch, Fett eher weniger – wenngleich auch nicht völlig zu vernachlässigen. Und das Timing spielt eine Rolle – direkt nach dem Laufen ist der Körper vor allem damit beschäftigt, sich zu regenerieren: Flüssigkeit zurückgewinnen, Muskeln reparieren, Speicher auffüllen. Gerade in den ersten 30 Minuten sind leicht verdauliche Kohlenhydrate und etwas Eiweiß sinnvoll. Schokolade hingegen liefert vor allem Fett und Zucker – nicht optimal für die Regeneration und auch kein echter Sattmacher. Wer sie sofort verputzt, riskiert eher einen Zuckerschub mit anschließendem Energieloch.
Hunger vs. Appetit: Eine alte Fehde
Nach dem Laufen ist mein Hungergefühl manchmal eine Mogelpackung. Ich bin dehydriert, aufgeheizt, vielleicht sogar unterzuckert – aber nicht wirklich hungrig. Und trotzdem meldet sich ein kleiner Heißhunger-Gnomen in meinem Kopf und flüstert: „Du hast dir jetzt was verdient.“
Der Trick – zumindest für mich – war, erst mal runterzukommen. Duschen, Wasser trinken, kurz entspannen. Erst dann eine bewusste Entscheidung treffen: Was tut mir gerade gut, und was ist nur Belohnung?
Die Belohnung bleibt – aber anders
Die Idee der Belohnung ist nicht weg. Hat sich nicht aufgelöst. Sie hat sich verändert. Eine gute Mahlzeit, ein Eiweißriegel, oder auch mal ein alkoholfreies Weizen. Ich versuche, das Wort „Belohnung“ umzudefinieren: Nicht als „Jetzt darf ich über die Stränge schlagen“, sondern als „Ich tue mir etwas Gutes“ – zum Beispiel mit einer warmen Gemüsepfanne, einem Omelett mit Tomaten oder einfach einem großen Glas kaltem Wasser, das mehr bewirkt als gedacht. Und gut muss nicht gleich überladen heißen.
Essen nach dem Laufen ist für mich heute ein Balanceakt – wie vieles beim Abnehmen. Kein Verzicht um jeden Preis, aber auch kein Freifahrtschein. Sondern: ein kurzer innerer Check-in. Und meistens endet es damit, dass ich mir etwas zubereite, das meinem Körper hilft, statt ihn zurückzuwerfen.
Der Cheeseburger läuft mir trotzdem manchmal nach. Aber ich laufe inzwischen schneller.
Bild von wal_172619 auf Pixabay
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