Manchmal esse ich, weil ich hungrig bin. Meistens esse ich, weil mich etwas wurmt: Frust, Stress, Langeweile, ein grauer Tag. Dann stehe ich vorm offenen Kühlschrank und frage mich: Brauche ich das Brot – oder nur eine Flucht aus dem Alltag?
Gefühls-Hunger schlägt Magenknurren
Schon als Kind habe ich gelernt: Schokolade wirkt schneller als gute Laune. Später wurde daraus ein Reflex. Nach einem langen Tag wartet daheim keine Medaille, sondern der Keks. Oder gleich zwei. Manchmal auch die ganze Packung.
Typische Situationen? Gibt’s genug:
- Ein stressiges Meeting: Plötzlich ist die Schublade mit den Nüssen leer.
- Langeweile am Wochenende: Es knistert aus der Chipstüte.
- Nach Ärger oder Enttäuschung: Irgendwas aus dem Kühlschrank – Hauptsache, es stopft die Lücke.
Wie merkt man, dass man aus Gefühlen isst?
Bei mir taucht der Gedanke ans Essen mitten in der unangenehmen Situation auf. Das Meeting läuft schief, der Puls steigt – und mein Kopf ruft: Gleich gibt’s was Leckeres! Die Idee, sich zu belohnen, schleicht sich ein, bevor ich überhaupt Hunger spüre. Die Lösung für Stress? Essen. Meistens nicht das Gesündeste. Je heftiger die Emotion, desto seltener gewinnen Karotten gegen Schokolade oder Chips.
Ich weiß längst, dass ich ein emotionaler Esser bin. Trotzdem schaffe ich es selten, den Mechanismus zu stoppen. Heftige Gefühle führen fast automatisch zu ungesundem Essen. Manchmal gelingt es mir, das „halbe Schwein auf Toast“ zu verhindern und auf die kleine Variante auszuweichen. Im Griff habe ich das Thema noch lange nicht. Das Entscheidende: Ich erkenne es – und fange an immer öfter einen anderen Weg zu finden. Manchmal eben auch nicht.
Was hilft mir?
Keine Diät, kein Verzicht – sondern ein kurzer Stopp: Will ich das wirklich, oder will ich nur weg aus der Situation? Ich esse noch aus Frust, Stress oder Traurigkeit. Aber immer öfter merke ich es und stoppe den Automatismus. Manchmal reicht dann ein Spaziergang. Oder ein Anruf bei einem Freund. Oder Musik. Aber oft genug fühlt es sich an, als würde mein Körper sein eigenes Programm fahren. Der Mechanismus bleibt zäh.
Meine Abnehmreise ist überraschenderweise kein Kampf gegen die Kilos, sondern ein Kennenlernen mit mir selbst. Und manchmal bekomme ich dabei Blasen an Stellen, die ich vorher kaum beachtet habe. Das ist oft schmerzhaft, aber unermesslich bereichernd. Ich bin so dankbar, dass ich mich vor über zwei Jahren auf den Weg gemacht habe.
Bild von hectordarismendi auf Pixabay
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