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Gewichtsreduktion: Mehr als eine Zahl auf der Waage

Es heißt oft, der Spiegel lügt nicht – aber was er mir zeigte, wollte ich irgendwann nicht mehr sehen. Mit jedem Blick erinnerte er mich daran, wie sehr ich mich von dem entfernt hatte, was ich einmal war. Mit etwa 160 Kilo war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich von allen Seiten an mein Gewicht erinnert wurde: beim Einkaufen, beim Ausgehen, bei Flügen in der Economy Class – überall. Die Wege wurden länger, mein Leistungsvermögen geringer, und die Sitzmöglichkeiten … nun ja, sie schienen nicht für Menschen wie mich gemacht.

Vom Spiegelbild zur Realität

Meine T-Shirts hatten inzwischen die Größe 4XL erreicht, auf dem Weg zu 5XL. Modische Kleidung? Fehlanzeige. Normales Shoppen? Nur ein ferner Traum. Es war, als würde die Welt um mich herum schrumpfen, während ich immer mehr Raum einnahm. Doch es waren nicht nur die physischen Einschränkungen, die mich belasteten. Immer wieder musste ich mir hämische Kommentare anhören. „Fette Sau!“, warf man mir zu. Manche Frauen hielten es sogar für notwendig, mir präventiv mitzuteilen, dass ich „zu fett“ für sie sei. Warum auch nicht – Hauptsache, diese Angelegenheit war geklärt.

Die schlimmste Stimme war allerdings meine eigene. Ich war mit mir selbst unzufrieden, machte mir Vorwürfe und versuchte die diffuse Traurigkeit mit gutem Essen zu überdecken. Doch irgendwann reichte es. Das kann nicht mein Leben sein, dachte ich. Das darf nicht mein Leben bleiben. Mit 50 Jahren sah ich mich schon auf direktem Weg in Richtung Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und allem, was dazugehört. Die Frage war nicht mehr ob, sondern wann.

Der Wendepunkt

Ich begann, über meine Situation nachzudenken und mich zu informieren. Gespräche mit meinem Arzt halfen, ebenso wie das ehrliche Eingeständnis: Ich musste den Grund des Übels finden. Warum tue ich mir das an? Diese Suche war alles andere als einfach und wäre mit professioneller Hilfe sicher schneller gegangen, aber sie war der erste Schritt aus der Sackgasse.

Während ich mich mit mir selbst beschäftigte, begann ich, mich mehr zu bewegen – nicht mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren, sondern um körperlich und mental wieder in Schwung zu kommen. Bewegung wurde meine Therapie. Ich lief, weil ich dabei Zeit mit mir selbst verbringen konnte. Die Gewichtsreduktion kam später.

Ein neuer Blick auf die Welt

Heute, nach etwa 45 Kilo weniger auf der Waage, habe ich zwar noch 40 Kilo vor mir, aber ich spüre eine unglaubliche Verbesserung meiner Lebensqualität. Dinge, die früher unmöglich schienen, sind wieder Teil meines Lebens. Ich fühle mich vitaler, habe weniger Schmerzen und blicke mit einer positiven Haltung in die Welt.

Doch das Abnehmen war nie nur eine Reise in Richtung Normalgewicht. Es war eine Rückkehr zu mir selbst. Zu einem Leben, in dem ich nicht mehr nur Zuschauer bin. Der Weg ist noch nicht zu Ende, und das ist gut so. Denn ich hoffe, dass er noch lange dauert – nicht aus der Notwendigkeit heraus, sondern weil ich gelernt habe, ihn zu genießen.


Bild von Светлана Бердник auf Pixabay


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