Wenn man 160 Kilo wiegt, ist der Körper nicht mehr zu überhören. Jeder Schritt wird kommentiert, jede Bewegung quittiert. Der Weg zum Supermarkt fühlt sich an wie ein kleiner Aufstieg – mit Pause an jeder Ampel. Und während der Rücken meckert und die Knie schimpfen, flüstert der Kopf: „Nur noch ein Schritt.“
Mein Weg zur Gewichtsreduktion begann nicht mit einem Ernährungsplan. Sondern mit einem Streit. Zwischen meinem Hirn und meinem Bauch. Die beiden waren sich lange nicht einig, wer hier das Kommando hat. Der eine wollte joggen. Der andere Gyros. Der Sieger des Streits? Der, der inzwischen Schnürsenkel bindet, ohne dabei zu fluchen.
Der kluge Bauch
Damals dachte ich, der Kopf sei das Problem. Ich müsse einfach nur disziplinierter denken. Besser planen. Willensstärker sein. Heute glaube ich: Mein Bauch wusste oft mehr. Ich habe bloß nicht zugehört. Hunger war selten nur Hunger. Und Lust auf Schokolade war oft ein getarnter Wunsch nach Trost.
Als ich eines Abends mit einer Tafel Schokolade auf dem Sofa saß – nicht aus Hunger, sondern weil der Tag mies war – wurde mir klar: Das hier ist kein Appetit. Das ist Selbsttröstung in Kakaoform. Ich habe lange gebraucht, um meine eigenen Signale zu deuten. Zu unterscheiden zwischen echtem Hunger und emotionalem Appetit. Zwischen „Ich will was essen“ und „Ich will mich besser fühlen“.
Wenn der Kopf rennt und der Körper nicht will
Und dann war da noch der Sport. Mein Kopf hatte sich Joggen eingebildet. Mein Körper fand das eher übergriffig. Gerade am Anfang war das ein echter Kampf. Alles zog, alles wackelte, alles protestierte. Ich hatte das Gefühl, mein ganzer Bewegungsapparat schreit nach einem Anwalt.
Aber ich bin trotzdem gelaufen. Nicht, weil ich so tapfer bin. Sondern weil ich wissen wollte, ob mein Körper irgendwann aufhört zu jammern. Und siehe da: Er wurde leiser. Und irgendwann sagte er: „Geht doch. Mehr davon!“
Teamarbeit statt Machtkampf
Kopf, Bauch und Körper – das klingt nach Trio, ist aber eher wie eine Band ohne Probenraum. Jeder spielt sein eigenes Ding, alle haben Meinungen, keiner hört auf den Takt. Der Kopf macht Jazz, der Bauch spielt Blues, der Körper haut irgendwo dazwischen auf die Bongos. Aber mit der Zeit entsteht etwas, das sich nach Musik anfühlt. Nicht immer harmonisch, manchmal schräg, aber authentisch. Und das reicht mir. Ich will kein perfekt eingespieltes Orchester sein. Mir reicht, wenn der Bass nicht mehr gegen das Schlagzeug arbeitet.
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