Startseite » Wenn der Körper will, aber der Kopf streikt

Wenn der Körper will, aber der Kopf streikt

Es gibt diese Tage, an denen liegt alles bereit: Die Laufschuhe stehen griffbereit, das Wetter spielt mit, sogar die Playlist ist startklar. Nur der Kopf liegt quer auf dem Sofa, zieht die Decke hoch und murmelt: „Och nö.“ Kein Drama. Keine Krise. Einfach nur dieser leise Widerstand, der sich wie Nebel zwischen Plan und Umsetzung legt.

Früher hätte ich gedacht: Jetzt bloß nicht nachgeben. Disziplin! Los, durchziehen! Also hab ich mich gezwungen. Bin gelaufen. War mies gelaunt. Hab mich durchgeschleppt. Und mich danach gefragt, warum sich das eigentlich wie eine Niederlage anfühlt.

Routine schlägt Motivation

Heute horche ich erstmal hin. Ist das ein echtes Tief? Oder nur Bequemlichkeit im Trainingsanzug? Bin ich körperlich platt oder einfach nur innerlich unruhig? Manchmal zieh ich mich trotzdem um, geh einfach zehn Minuten raus. Nicht laufen. Nur gehen. Und oft kommt der Kopf dann langsam hinterher.

Und wenn nicht? Dann bleib ich liegen. Ohne schlechtes Gewissen. Denn Motivation ist keine Maschine. Sie rattert nicht verlässlich Tag für Tag. Sie kommt und geht, manchmal mit Schwung, manchmal mit Achselzucken. Und nicht jeder Tiefpunkt will überwunden werden. Manchmal reicht’s, ihn einfach da sein zu lassen.

Was mich trägt, ist Routine. Ich hab gemerkt: Beständigkeit schlägt Begeisterung. Nicht 150 % im Rausch der Motivation, sondern 80 %, die einfach immer wieder kommen. Wie Zähneputzen. Nicht aufregend. Aber wirksam.

Vertrauen statt Verkrampfen

Ich schau auf die Linien, nicht auf die Punkte. Und die zeigen: Ich bin seit einem Jahr zwei- bis dreimal pro Woche gelaufen. Ohne Pause. Bis jetzt. Seit sechs Tagen hat mich eine Erkältung erwischt. Und ja, ich merke, wie schwer es ist, loszulassen. Wie schnell sich Sorge einschleicht: „Was, wenn der Faden reißt?“ Aber auch das ist Teil des Ganzen. Gesund werden. Aussetzen dürfen. Nicht gleich in Panik verfallen. Vertrauen lernen.

Früher hätte ich mich für jeden verpassten Lauf verurteilt. Heute übe ich Geduld. Mit mir. Mit dem Prozess. Es ist nicht immer einfach. Aber echt. Dieser Weg ist kein Sprint. Kein Wettkampf. Mehr so etwas wie eine Freundschaft mit mir selbst. Und manchmal bedeutet das eben auch: stehen bleiben, durchatmen, später weitergehen. Oder einfach: morgen neu anfangen.


Entdecke mehr von Leicht gesagt!

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Related Posts

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.