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Alltagserfolg beim Abnehmen: Was wirklich zählt, wenn die Waage schweigt

Früher habe ich jeden Morgen auf die Waage gestarrt, als würde sie einen Brief aus Hogwarts überbringen. Stillstand? Katastrophe. Minus 200 Gramm? Euphorie. Plus 100 Gramm? Weltuntergang. Und dann der eine Morgen, an dem die Waage einfach schwieg. Kein Ausschlag, kein Pieps, nichts. Nur ein stummes Stück Technik, das mich ansah, als wolle es sagen: „Heute nicht, Heiko. Versuch’s später nochmal.“ Ich stand da und wusste nicht: Bin ich jetzt gescheitert – oder läuft gerade alles besser, als ich denke? Vielleicht sollte ich ihr einen Kaffee anbieten, oder sie mal neu starten. Hat beim Router ja auch schon geholfen.

Zwischen Jeans und Joghurtbecher

Der Alltag hat seine eigenen Maßeinheiten: Der Gürtel kneift nicht mehr so. Das Smartphone ruft beim Treppensteigen nicht mehr selbstständig nach dem Notarzt. Die Einkaufstasche ist so voll mit frischem Gemüse, dass der Kassenbon länger ist als meine Geduld beim Warten auf die nächste Zahl auf der Waage. Früher dachte ich, Fortschritt misst man in Kilos. Und vielleicht war das für eine Weile auch wahr. Heute weiß ich aber: Mein größter Sieg war, dass ich beim Bücken nicht mehr automatisch ächze wie eine alte Dielenbohle im Altbau. Und dass die neue Jeans plötzlich zugeht – nicht, weil sie sich geweitet hat, sondern weil ich endlich reinpasse.

Nach dem Joggen kein Asthmaanfall – nur ein dezentes Röcheln, das ich als Fortschritt verbuche. Beim Abendbrot bleibt sogar mal ein Keks übrig. Früher hätte ich den aus Prinzip noch gegessen, damit er sich nicht einsam fühlt.

Die kleinen Siege

Der Moment, wenn ich im Supermarkt am Süßigkeitenregal vorbeigehe und denke: „Heute nicht.“ Und dann heimlich stolz bin wie ein Eichhörnchen mit Geheimversteck. Oder wenn ich nach dem Laufen den Bus erwische – und der Busfahrer kurz überlegt, ob er applaudieren sollte. Oder die Bemerkung eines Mitläufers, der meine Waden respektvoll lobt. Das sind die echten Gewinne, nicht die Kommastellen auf der Waage.

Manchmal feiere ich sogar Erfolge, die keiner sieht: Ich bestelle im Restaurant keinen Nachschlag. Ich laufe die Treppe, obwohl es einen Aufzug gibt (und fluche nur ganz leise). Ich esse nichts, obwohl ich noch etwas essen dürfte. Ich gehe dann abends mit dem Gefühl ins Bett, etwas richtig gemacht zu haben – auch wenn die Waage schweigt wie ein Geheimagent.

Erfolg ohne Zahlen

Die Waage kann weiter schweigen. Ich habe andere Messinstrumente gefunden: Gürtel, Hosenbund, das Geräusch meiner eigenen Atmung nach drei Stockwerken. Und ehrlich: Die zeigen mir viel öfter, dass es läuft, als diese verdammte Anzeige am Morgen.

Manchmal glaube ich, mein größter Fortschritt ist, dass ich die Waage einfach stehen lassen kann. Ohne Drama. Und wenn sie doch wieder spricht – dann höre ich ihr zu. Aber ich weiß: Mein Alltag hat das letzte Wort.



Bild von Oladapo Olusola auf Pixabay


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