Wer, wie ich, mit einem BMI von 40 oder mehr lebt, kennt es wahrscheinlich: Die Blicke, die ungefragten Ernährungstipps, und leider manchmal auch offene Beleidigungen. Es scheint fast, als ob ein stark adipöser Körper eine Einladung für Fremde ist, sich ungehemmt einzumischen. Ob es die verstohlenen Blicke im Supermarkt sind, wenn etwas „Ungesundes“ im Einkaufswagen liegt, oder die scheinbar „gut gemeinten“ Ratschläge, wie ich doch „endlich abnehmen könnte“ – solche Situationen hinterlassen Spuren.
Es gibt Momente, die sich ins Gedächtnis brennen. Zum Beispiel, wenn man beim Laufen angestarrt wird oder sogar laute Kommentare hört. Das ist nicht nur beleidigend und unfair, sondern auch zutiefst übergriffig. Es hat dazu geführt, dass ich mich immer weiter zurückgezogen habe. Irgendwann war die Scham so groß, dass ich mich kaum noch traute, öffentlich zu essen oder überhaupt an gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen.
Doch inmitten dieser Schwere beginne ich langsam, meinen eigenen Wert wieder zu entdecken. Es sind die kleinen Schritte, die einen großen Unterschied machen: Selfcare hat für mich eine neue Bedeutung bekommen. Sich bewusst gut zu behandeln, auch wenn die Welt manchmal anderes signalisiert. Dazu gehört, Kleidung zu finden, die passt und in der ich mich wohlfühle, und wieder Freude daran zu haben, ohne Scham in der Öffentlichkeit zu essen.
Mit jedem Kilo weniger und jedem kleinen Erfolg verändert sich nicht nur mein Körper, sondern auch mein Selbstbild. Es sind Momente der Erleichterung, wenn ich merke, dass ich fremde Sitzmöglichkeiten nicht mehr übermäßig belaste oder wieder eine neue Strecke laufen kann. Diese Freude gehört mir – und sie erinnert mich daran, dass mein Wert nicht von den Blicken oder Kommentaren anderer abhängt, sondern von dem, was ich für mich selbst tue.
Entdecke mehr von Leicht gesagt!
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.